Christoph Bulwin ist 40 Jahre alt und lebt mit Frau und Kindern im niedersächsischen Landkreis Celle. Er führt ein normales, eher unauffälliges Leben. Sein Arbeitgeber ist die IG BCE – die Industriegewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie. Dort arbeitet er als Software-Entwickler und Datenbank-Administrator.
Als er am 15. Juli 2011 gegen 16 Uhr seine Arbeitsstelle verlässt, wird er einen Augenblick später Opfer in einem der bizarrsten Mordfälle der deutschen Kriminalgeschichte: Ein Unbekannter sticht ihn im Vorbeigehen von hinten mit einem Regenschirm, an welchem eine Spritze montiert ist, und verabreicht ihm eine zunächst unbekannte Flüssigkeit. Bulwin stellt den Mann sofort zur Rede. Es kommt zu einem Handgemenge, in dem die Spritze vom Schirm zu Boden fällt. Der Fremde flieht vom Tatort.
Quecksilber im Blut
Christoph Bulwin ist beunruhigt. Er ruft die Polizei. Diese verständigt den Rettungsdienst. Der Familienvater wird zur Untersuchung in eine Klinik gebracht, während die Polizei die Spritze sicherstellt. Noch fühlt Bulwin sich noch recht normal, doch nach nur einer Woche verändert sich sein Zustand drastisch. Es geht ihm von Tag zu Tag schlechter. Die parallel laufenden Untersuchungen zum Inhalt der Spritze beim Landeskriminalamt geben erst mal keinen Aufschluss, da sich die darin enthaltene Flüssigkeit offensichtlich verflüchtigt hat. Niemand weiß also, was genau Christoph Bulwin verabreicht wurde. Allerdings: Sein Blut weist eine ungewöhnlich hohe Konzentration von Quecksilber auf. Die Ärzte können ihm nicht helfen. Gut anderthalb Monate nach dem Angriff fällt der 40-Jährige ins Koma. Er stirbt zehn Monate nach dem Anschlag an dessen Folgen.
In der 61. Folge des XY-Podcasts berichtet Kriminaloberkommissarin Romey Leonhardt von der Kripo Hannover im Gespräch mit Rudi Cerne und Conny Neumeyer von den rätselhaften Umständen der Tat, der Suche nach einem Motiv und den langwierigen Ermittlungen, die bis heute andauern. Außerdem im Podcast: Professor Dr. Thomas Daldrup, Rechtsmediziner und forensischer Toxikologe von der Universität Greifswald. Er gibt Aufschluss über die hochgefährliche Chemikalie Dimethylquecksilber, eine sehr seltene Substanz, mit der Christoph Bulwin getötet wurde.
Symbolfoto: Myléne / Pixabay
06.11.24 wel